Eine religiöse Gemeinschaft, die eine höhere Macht namens „Großer Mausebär“ oder, weil es gebildeter klingt, „Magnus Mus Ursi“, zu ihrem spirituellen Zentrum erklärt. Was soll das?! Ist das nicht reichlich albern? Handelt es sich um Satire? Eine weitere Religionsparodie für mäßig durchgeknallte und vor allem gelangweilte Angehörige des unteren bis mittleren Bildungsbürgertums?
Ich möchte diesen Fragen mit einem (zugegebenermaßen weder neuen, noch originellen) Vergleich begegnen. Auch, wenn es sich dabei im Grunde um Antworten auf Fragen handelt, die niemand je gestellt hat. Sei’s drum. Betrachtet man die großen Weltreligionen, die das große Glück hatten, rechtzeitig entstanden zu sein um als solche anerkannt zu werden, so wird deren Mythologie genauso wenig einleuchten, wie die Vorstellung von einem großen Mausebären. Die Jungfrauengeburt und Halluzinationen von Engeln usw.? Auch, wenn die katholische Kirche heute gerne und bei jeder sich bietender Gelegenheit betont, die Geschichten und Gleichnisse aus der Bibel seien lediglich kodierte Formeln zur Erklärung der Welt, Metaphern für normative soziale Impulsgebungen, so beharrt sie dennoch auf Glaubenssätzen und flechtet diese Geschichten weitgehend unkommentiert in Predigten und Manifeste ein. Geschmacklose Oblaten und Wein aus dem Regal ganz unten werden durch einen Mann in Frauenkleidern „gesegnet“, der anschließend gegen queere Menschen hetzt. Und dies sind nur wenige, offensichtliche Beispiele für die Absurditäten einer der großen Religionen. Keine Sorge, ihr vulnerablen kleinen ChristInnen: ich überspitze nur, um meinen Punkt zu verdeutlichen. Und rufe trotzdem dazu auf, "Das Leben des Brian" zu gucken. Vor allem an Karfreitag! All diesen Skurrilitäten zum Trotz bieten diese Glaubensgemeinschaften ihren Mitgliedern Trost, Halt und Orientierung in der Welt. Man kann viel Schlechtes über die Religionen an sich und vor allem über deren Institutionen und deren Protagonisten sagen. Hierzu wurde bereits viel gesagt und geschrieben; zumeist von deutlich profunderen KennerInnen, als ich einer bin. Aber die vielfältigen positiven Effekte der Religionen auf ihre Mitglieder sind offenkundig. Warum also soll ein Glauben, der sich auf die zentrale Figur des Großen Mausebären stützt, nicht ebenso wertvoll und anerkennenswert sein? Die Geschichten und Gleichnisse sind hierbei Medien, die Botschaften zu transportieren. Der reale Kern des Großen Mausebären ist ebenso maßgeblich, wie dessen spirituelle Dimension. Üben wir uns also in Unvoreingenommenheit gegenüber dem Glauben an den Großen Mausebären. Er ist es wert, sich mit ihm auseinanderzusetzen. Und er ist es wert, sich ihm anzuschließen!
Dieser kurze Text über die Glaubenssätze, Werte und Haltungen erlaubt einen Einblick in unsere mausebärige Welt.
Sicut Mus Ursi!
"Mausebär" wird gemeinhin als Kosename oder auch verniedlichende Anrede verwendet. Ein Mausebär ist etwas zutiefst harmloses und märchenhaftes. Kleine Kinder werden so genannt, infantile Liebespaare nennen sich einander so und Kinderbücher feiern gleichnamige ProtagonistInnen. Dabei besteht diese Chimäre aus Anteilen zweier Spezies, die unterschiedliche Ängste auslösen können. Mäuse, die sich in Wohnungen verirrt haben, sorgen für spitze Schreie der BewohnerInnen und hilflose (Handtuch), brutale (Staubsauger) oder auch unverhältnismäßige (Dynamit) Versuche, den Nager einzufangen (bzw. kleinteilig zu verstreuen, was das Dynamit betrifft). Er wird gleichermaßen als niedlich und als Schädling betrachtet; je nachdem, wo man ihm begegnet. Bären wiederum begegnet man in einem deutschen Alltag eher nicht, eine Begegnung mit einem der großen, starken und wilden Tiere wirkt in der Fantasie jedoch beängstigend. Filme wie "The Revenant" oder "Auf Messers Schneide" zeigen Begegnungen mit Bären als furchtvolle und gefährliche Ereignisse. Auch in der Realität enden Angriffe von Bären durchaus mit schweren oder gar tödlichen Verletzungen. Doch auch beim Bären gibt es die andere Seite der Medaille. Die unumstrittene Lieblingsfigur vieler Menschen in den "Dschungelbuch"-Verfilmungen ist Balu, der Bär. Zudem gibt es Bärenarten, die per se zum Knuddeln einzuladen scheinen: Panda-, Koala-, Gummi- und Nasenbären beispielsweise. Auch Bärchenwurst oder Glücksbärchis... nein, das geht jetzt doch zu weit. Jedenfalls zeigen diese sehr verschiedenen Konnotationen beider Spezies eine außergewöhnliche Bandbreite und scheinen dazu geeignet zu sein, mit Metaphern aufgeladen und überladen zu werden. Die Mausebärigkeit vereint demnach die Niedlichkeit und gemütliche Tapsigkeit mit der Gefahr von Ansteckung und Gedärmeherausgerissenbekommen (Fachterminus!). Verweise auf Konzepte wie jenes der "Dualität des Menschen" nach C.G. Jung oder jenes prosaischen der Novelle "Dr. Jekyll und Mr. Hyde" von Robert Louis Stevenson sind hier durchaus angemessen. Auch Filme wie "Cap und Capper" oder "Solo für zwei" sind hier zutreffende Referenzen. Mausebärig sein bedeutet, das Gute und Sanfte in die Welt hineintragen. Das Wilde solle ich als Teil meiner selbst akzeptieren und genauso lieben, wie das Sanfte. Aber es solle eine fest umarmende Liebe sein, die das Wilde nicht ausbrechen lasse. Die wilde und unberechenbare Seite der Mausebärigkeit ist nur im Einklang mit den allgemeinen gesellschaftlichen Regeln des Anstandes und der gesetzlichen Grundlagen zu verstehen. Diese wilde Seite ist eher eine Anlehnung an Sigmund Freuds Metapher vom "Es" und keinesfalls eine Einladung dazu, sich dissozial zu verhalten. Aber dieses Wilde ist der Sanftheit ein guter Ratgeber und Impulssetzer, das Energie frei werden lässt, wenn sie benötigt wird. Wichtig ist das anzustrebende Gleichgewicht zwischen der sanften und der wilden Seite des Menschen. Der Mausebär als Metapher für diese Austarierung ist jedoch weit mehr als das. Dazu mehr im 2. Kapitel.
Der große Mausebär offenbarte sich initial im Rahmen eines spirituellen Erweckungserlebnisses. Viele große Ideen beginnen mit einem Traum, so auch diese. Im Traum erschien mir diese Chimäre aus Maus und Bär. Sie war gekleidet wie ein Priester, im Talar, und wurde von einem steten Leuchten umhüllt. Der Mausebär sprach zu mir in diesem Traum, ich solle mausebärig sein und das Gute und Sanfte in die Welt hineintragen. Das Wilde solle ich als Teil meiner selbst akzeptieren und genauso lieben, wie das Sanfte. Aber es solle eine fest umarmende Liebe sein, die das Wilde nicht ausbrechen lasse. Der große Mausebär sagte zu mir, dass diese Sicht auf die Dinge allen Seins nicht neu sei. Alle Religionen bemühen sich doch um ähnliche Ziele. Aber die Zeit sei reif für eine Gallionsfigur, die durch und durch harmlos und freundlich sei, ohne jedoch alles klaglos hinzunehmen. Ein sanfter Mausebär, der sich gegen Ungerechtigkeiten zu wehren weiß und nicht bloß aushält. Er träume von einer Religion, die keine Ursünde voraussetzt, von der man befreit werden müsse. Eine Religion mit einer Figur, welche die Ideen und Lehren Jesu Christi umsetzen möchte, ohne die grundlegende Schuld aller Menschen, ohne den strafenden Gott des alten Testamentes. Ohne die Drohung einer Hölle und die Einforderungen von Kirchbesuchen oder Gebeten. Eine Religion, die sich vor allem durch das Gefühl einer spirituellen und Ideologischen Gemeinschaft auszeichnet, die aneinander denkt und das Sanfte stets dem Rauen vorzieht. Eine Gemeinschaft, die lose genug zusammen ist, um keine Dogmen zu entwickeln. Keine faschistoide Vorstellung davon, im Besitz der einen großen Wahrheit zu sein, für welche die anderen zu dumm seien. Es solle nur wenige Rituale geben, die eine Gemeinschaft jedoch benötigt, um Zugehörigkeit zu erhalten.
Dieser Traum wirkte auf mich nach dem Erwachen so albern und surreal, wie es Träume zumeist tun. Und doch arbeitete von nun an etwas in mir, das mich nicht in Ruhe lassen wollte. Eine religiöse Gemeinschaft für das Sanfte in einer wilden Welt, die sich über Kontinente hinweg miteinander verbunden fühlt, ohne zu starre Strukturen und Dogmen. Ich verfüge allerdings nicht über die Hybris, mich selbst als religiösen Guru oder so etwas zu betrachten und wollte nicht derjenige sein, der diese Idee in eine konkrete Form gießt. Also verdrängte ich die Gedanken daran, so gut es ging (Spoiler: es ging nicht so gut). Und dann geschah etwas, das mich auf den Weg brachte, den "Kirche des Magnus Mus Uri e.V." zu gründen. Der Mausebär erschien mir immer wieder in meinen Träumen und sprach ausführlich über seine Utopien. Diese wiederkehrenden Träume kann ich (obschon ich wahrlich nie ein religiöser Spinner gewesen bin) nur als eine übernatürliche Erfahrung bezeichnen.
Also: Religion, Bitches!
Ey, ihr verdammten Gierhälse! Der ganze Kram oben muss doch wohl reichen!
Werdet Mitglied im "Magnus Mus Ursi e.V." oder kommt in die Hölle!
Nuff said! Micdrop! Peace out!
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